Wildes Würzburg –

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Montag: 08. April, 20 Uhr

Die Würzburger Räterepublik

Am Nachmittag des 7. April 1919 ruft der schwäbische Revolutionär Anton Waibel zwischen Dom und Neumünster die Würzburger Räterepublik aus. Er zeigt auf die Kirchenhäuser, schimpft sie „Verdummungsanstalten fürs Volk“ und „Brutstätten der schwarzen Brüder“ und kündigt an, sie zu Vergnügungsanstalten zu machen.

Über solche Ideen kann man reden, aber nicht in dieser Stadt. Nach zwei Tagen und zwei Dutzend Toten ist die Würzburger Räterepublik Geschichte.Ich zeige, warum ausgerechnet Würzburg Schauplatz einer Räterepublik wurde, berichte über Gewalt und Diskussionen, Feste, Furcht und Euphorie in der Stadt, stelle die Revolutionäre und ihre Gegner vor, den großen Aufstand und die blutige Niederlage in den Kämpfen vom 9. April 1919.

Montag: 15. April, 20 Uhr

Würzburger gegen Franco und Hitler

Unmittelbar nach der Machtübernahme im März 1933 zerschlagen die Nationalsozialisten die linken Strukturen in Würzburg: Sie jagen und verhaften Kommunisten, Gewerkschafter und Sozialdemokraten, foltern sie und sperren sie in Gefängnis und KZ. Manche entkommen den Nazis, schließen sich den spanischen Antifaschisten im Kampf gegen Franco an, geraten in Gefangenschaft und werden an Nazi-Deutschland ausgeliefert.

Die meisten sind heute vergessen.

Ich stelle den Kampf und die Opfer der Familien Hornung und Kehrle vor und den Antifaschisten Karl Weller, der gegen alle Wahrscheinlichkeiten überlebte.

Auf dem Foto ist Georg Friedrich Hornung zu sehen, der als Räterevolutionär eine wichtige Rolle in Würzburg und München spielte, 1932 Hitler in Würzburg den Strom abdrehte, in Spanien gegen Franco kämpfte und dann doch den Nazis in die Hände fiel.

Montag, 22. April, 20 Uhr,

Der Nazi-Jäger Elmar Herterich

Der junge Nervenarzt Elmar Herterich deckt zwischen 1961 und 1963 eine Seilschaft von Alt-Nazis auf, die bis in die höchsten Positionen der Würzburger Justiz reicht.

Von 1962 bis 1964 berichten Medien weltweit über den Kampf des „Nazi-Hunters“ (Kent Messenger Gazette). Die furchtbaren Juristen schlagen zurück: Mitte 1962 hat Herterich über 80 Prozesse am Hals.

Ich berichte von spielfilmreifen Attacken gegen Herterich, angefangen bei Gewehrschüssen auf seine Wohnung in der Pleich bis zur Aufforderung zur Lynchjustiz in den Medien, beschreibe den schwarz-braunen Sumpf des Sechzigerjahre-Würzburgs und zeige auf, warum Herterich in der Bundesrepublik keine Chance hatte und fliehen musste.

 

Montag, 29. April, 20 Uhr,

Das AKW und die Achzigerjahre

Die Achtzigerjahre sind die Zeit der Friedens- und Anti-Atomkraft-Bewegung, Hausbesetzer, Startbahn West- und WAA-Gegner. In der links-alternativen Szene herrscht Aufbruchstimmung, auch in Würzburg.

 

Das wilde Zentrale der Szene ist Autonome Kulturzentrum Würzburg (AKW). Hier trifft sich, tanzt, feiert und tagt die linke Szene. Es geht um Kultur für alle, Emanzipation, gesellschaftliche Teilhabe, selbstbestimmtes und hierarchiefreies Arbeiten, Konzerte und Vorstellungen, wie sie sonst nirgends in der Stadt zu sehen waren, und um Basisdemokratie. Insgesamt geht es um nicht weniger als um alles. Dieser Laden ist bunt, krawallig und laut, eine Kampfansage gegen Establishment und Obrigkeitshörigkeit.

Ich erzähle die AKW-Geschichte von 1982 bis 1990, berichte, woher es kam, wie es innen und nach außen funktionierte, wie der Mauerfall auch eine Zäsur für das AKW war und warum Würzburg wieder so etwas braucht . Ich werde mich um Objektivität bemühen, aber es wird mir nicht gelingen, denn ich war mittendrin.